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T: Epistrophobia (Review)
Artist: | T |
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Album: | Epistrophobia |
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Medium: | CD | |
Stil: | Epischer und gleichermaßen depressiver Progressive Rock |
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Label: | Progressive Promotion Records | |
Spieldauer: | 78:09 | |
Erschienen: | 09.12.2016 | |
Website: | [Link] |
Sie lassen ihn einfach nicht los – seine musikalischen Phobien, die Thomas Thielen alias t nun bereits zum wiederholten Mal fast genüsslich auf seinen Alben auslebt und ausschlachtet, egal, ob er sich bewusst darauf bezieht – wie bei diesem und dem Vorgängeralbum – oder doch unbewusst, wie auf seinen ersten vier Solo-Scheiben. Phobien – das sind irreale Ängste vor Dingen oder Lebewesen, von denen objektiv betrachtet nicht wirklich eine große Gefahr ausgeht.
Sehr passend dazu bewegt sich daher das aktuelle Album „Epistrophobia“ von t, die Fortsetzung des wirklich gelungenen Vorgängers „Fragmentropy“, zwischen weinerlicher MARILLION-h-Verehrung, bei der man mitunter den Eindruck hat, t müsste unbedingt genau in den gleichen Tonlagen, der Intonation und dem Duktus seines offensichtlichen Vorbildes STEVE HOGARTH singen, und aggressivem Prog-Siebziger-Style der Marke VAN DER GRAAF GENERATOR oder KING CRIMSON plus immer wieder an DAVID GILMOUR erinnernde Gitarrenausflüge. Dazu wird textlich wie gewohnt rundum mit all den Abgründen der modernen Welt abgerechnet, ohne auch nur ein gutes Musik-Haar an den von ihm besungen Zuständen zu lassen.
„Epistrophobia“ hat in all seiner klangvollen Verzweiflung, samt der immer wieder auftauchenden Atemgeräusche oder den Herzschlägen, die man so richtig erst unter Kopfhörern vernimmt, etwas von einem musikalischen Burn Out, der sich zwischen Depression und Kampf gegen die davon hervorgerufenen Ängste bzw. Phobien zur Wehr zu setzen versucht. Dabei kommen in den fast 80 Minuten, neben dem an h erinnernder Gesang und der Gilmour-Gitarre, jede Menge Melancholie und einige härtere, manchmal sogar experimentelle, dem Jazz oder klassischem Prog zugewandte Klangstrukturen zum Tragen, wobei es immer die Moll-Töne sind, die am Ende für die beabsichtigte Stimmung sorgen. Nur das ist seit eh und je sowieso ein allseits bekannter t-Typus oder t-Virus – es kommt eben immer auf den Blick- bzw. Hörwinkel an. Wäre dies nicht der Fall, dann sollte das eine faustdicke Überraschung für alle sein, die t‘s Alben kennen. Im Falle von „Epistrophobia“ bleibt diese Überraschung jedenfalls aus.
t, der auch diesmal wieder alle Instrumente und den Gesang in völliger Autonomie auf seinem aktuellen Album beisteuert, tritt dabei auf der Stelle. Er hat mit „Fragmentropy“ ein wirklich gutes Album veröffentlicht, dem er sich auf „Epistrophobia“ erneut unterwirft, ohne weltbewegend neue Stimmungen oder vom Vorgänger offensichtlich abweichende Ideen beizusteuern. Und so kurios es auch klingen mag: Wenn t bereits jetzt ein drittes, die Phobie-Trilogie abschließendes Album ankündigt, werden nicht wirklich große Erwartungen nach „Epistrophobia“ geweckt, sondern man hat bereits eine sehr deutliche Vorstellung davon, wie Teil drei klingen wird und was textlich darauf geschieht – nichts Anderes und nur wenig Neues im Vergleich zu den beiden Vorgängern. Selbst die blödsinnige Idee, alle seine Texte im Booklet wieder ohne jegliche Satzzeichen aus einem Haufen unterschiedlich farbiger, aneinandergereihter Worte auf den Leser wirken zu lassen, behält er bei – und endet so mit: (in gelb auf schwarzem Grund) dream of me and i ll dream of you like a glow from afar if you feel we re emptyhanded that s because we are (in weiß auf schwarzem Grund) this is me by your side this is you by my side this is me by your side“ - und das war‘s.
Eine Schreib-Phobie, die Neugier auf den nächsten Teil wecken soll?
Ich jedenfalls weiß nur, dass es extrem aufwändig, schwierig und unnötig kompliziert ist, sich dieses riesige Text-Konglomerat zu erschließen. Am Ende ist man ähnlich deprimiert bei den Entzifferungsversuchen wie es die Inhalte auf „Epistrophobia“ vermitteln.
Ein ROGER WATERS hatte mit „Amused To Death“ textlich und musikalisch nach all den Streitereien um PINK FLOYD eine ganz ähnliche Phase, doch dann war es auch irgendwann gut.
t breitet diese Stimmungen, von denen so einige auch Mr. Waters zur Ehre gereichen würden, nun schon fast 160 Minuten lang über uns aus – und wird wohl noch einmal knapp 80 weitere Minuten diesbezüglich folgen lassen. Überrascht uns dann noch, wenn wir auf „Chapter 4 – The Dark Beyond Our Fears“ urplötzlich ein schief klingendes Saxofon auftaucht, das vielleicht versucht, etwas VAN DER GRAAF-Atmosphäre zu verbreiten, diese aber nicht einfangen, sondern eher zu einer Parodie verkommen lässt? Auch fragt man sich, ob dieses „Saxofon“ ein reales oder am Keyboard erzeugtes ist. Egal, auf welchem Weg dies auch geschah, überzeugen tut es nicht im geringsten.
Deutlich stärker verstehen dagegen die fast frei jazz-rockenden Phasen, wie auf „Chapter 5 – What If Not“, zu überzeugen und zugleich zu überraschen, denn hier sind wirklich neue Elemente erkennbar. Sogar DISCIPLINE schimmern in solchen Momenten durch. Nur dass in diesem Falle die Stimme von t einfach nicht überzeugt – er ist eben doch kein MATTHEW PARMENTER. Hier wünscht man sich nicht nur einen Sänger, der hauptsächlich in hohen h-Tönen schwelgt oder auch mal schreit und angestrengt tiefe Töne auszustoßen versucht bzw. seinen Gesang verfremdet und doppelt, sondern einen, der rotzig, rau, tief-voluminös und zugleich ungezwungener und authentischer klingt. Wäre t nicht dieser absolute Autodidakt und nach Perfektionismus Suchende, der in erster Linie sich wohl gerade deshalb nur auf sein eigenes Können zu verlassen scheint, gerne würde man ihm empfehlen, seiner Musik endlich ein paar neue Strukturen und Musiker zu verpassen, die seine stimmliche Limitierung (Das ist nicht böse gemeint, aber auch ein h ist eben sehr limitiert, so gut er auch an vielen Stellen der Musik von MARILLION klingt!) ausgleicht und neue Klangfarben bereichernd seinen kompositorischen Ideen hinzufügt.
FAZIT: t ist wieder zurück, um uns eine weitere seiner progressiven, musikalischen „Phobien“ zu präsentieren. Nach „Fragmentropy“ und den ersten drei Kapiteln folgen nun mit „Epistrophobia“ die Kapitel 4 bis 6 und kündigen damit zugleich die letzten drei Kapitel seiner Phobie-Trilogie an. Getreu dem ersten Teil passiert nicht wirklich Neues auf dem nunmehr zweiten: progressiver Rock in Moll trifft auf einige aggressive, klassische Prog-Töne und E-Gitarren, die sicher auch Herrn Gilmour beeindrucken würden, während die Texte eine Welt in Schwarz zeichnen, in der uns „A Mask Behind A Mask“ erwartet. Epischer Depri-Prog!
PS: Übrigens sollte man, wenn man ein paar Euros sparen möchte, dieses Album unbedingt direkt bei Progressive Promotion Records ordern!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Chapter 4 – A Poet‘s Downfall
- * In Abeyance
- * The Dark Beyond Our Fears
- Chapter 5 – Contingencies
- * What If
- * What If Not
- * Forgiven
- Chapter 6 – The Place Beyond The Skies
- *A Mask Behind A Mask
- *Epistrophe
- Bass - Thomas Thielen
- Gesang - Thomas Thielen
- Gitarre - Thomas Thielen
- Keys - Thomas Thielen
- Schlagzeug - Thomas Thielen
- Psychoanorexia (2013) - 7/15 Punkten
- Fragmentropy (2015) - 12/15 Punkten
- Epistrophobia (2016) - 10/15 Punkten
- Solipsystemology (2019) - 12/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
proggus
gepostet am: 04.01.2017 User-Wertung: 14 Punkte |
Darf man sich hier was wünschen? Ich würde mir wünschen, dass mal jemand anderes aus der Redaktion ein t-Album rezensiert. Das wäre schön. |
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 04.01.2017 |
Ich hätte es wohl auch übernommen, weiß aber nicht, ob du mit meiner Rezension besser gefahren wärst, lieber proggus. Folgendes frug ich gestern Herrn Koß, BEVOR ich seine Rezension kannte, mit der Einschränkung, dass ich bislang nur den zehnminütigen Trailer gehört habe. Daraufhin habe habe ich mich aber (noch) nicht getraut, "Epistrophobia"zu bestellen. Und im Gegensatz zu Thoralf mag ich ja sogar "Psychonanorexia" sehr gerne.: "Hast du eigentlich das neue Album von "T" gehört? Ich bin davon aber nicht so besonders angetan. Klingt für mich sehr danach, als hätte Thomas statt "T"- gerade seine "H"-Phase... Ganz so daneben scheint der Kollege also nicht zu liegen. Ansonsten ist es dir unbenommen, einen positiven Gegenkommentar zu verfassen. Ich würde mich drüber freuen. Vielleicht investiere ich doch noch. |
proggus
gepostet am: 05.01.2017 |
Na ja, was heißt schon "besser gefahren"... ich hätte gerne mal einen anderen Blickwinkel auf das Schaffen von t gelesen. Es ist kein Geheimnis, dass ich spätestens seit "anti-matter poetry" recht begeistert von der Musik von t bin. Seitdem gibt es in kleinen Schritten eine evolutionäre Weiterentwicklung, die dazu führt, dass die Musik immer dichter, selbstbewusster und beeindruckender wird (ja, hier spricht der Fan-Boy).
"epistrophobia" ist da der vorläufige Höhepunkt. Für mich sind das gewaltige Klangkathedralen, in denen man sich vollkommen verlieren kann. Den Grundton finde ich eher nachdenklich-philosophierend als so düster und deprimierend, wie das anscheinend bei Thoralf Koss ankommt. Und der Gesang hat für mich neben den unüberhörbaren h-Elementen auch einiges von David Bowie mit einem Schuss Hammill. Wir sind vermutlich gar nicht auseinander, mich bewegt und begeistert das Gehörte halt deutlich mehr. |
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 05.01.2017 |
Deine Einlassungen klingen verlockender als mein erster und zweiter Höreindruck. Da ich ts Musik bereits seit seinem Solo-Debüt mochte (dito Scythe), verwunderte es mich fast, dass mich das "Epistophoria"-Demo so wenig ansprach. Mehr kann ich erst sagen, wenn ich das ganze Werk gehört habe. Mal schauen, ob und wann es dazu kommt... |
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 07.01.2017 User-Wertung: 11 Punkte |
Okay, "in seiner Gesamtheit genossen ist "Epistrophobia" das bessere, tapferere "F.E.A.R.". Auch die Bowie ("Blackstar" anyone?) und Hammill-Verweise kann ich nachvollziehen. Schön, dass sich t der gern übergegangenen 80-er-Phase um "The Future Now" und "ph7" widmet. Wobei t nicht an die manische Intensität Peter Hammills heranreicht. Er bleibt beim "H" stecken, da komme ich einfach nicht dran vorbei.
Immer nur ein klein bisschen vom Schluchzen entfernt. Liebeskummer im nebelverhangenen Herbstwald, mit der passend beseelten Musik dazu. Doch eigentlich erzählen die Texte von etwas ganz anderem... (Zu?) schönes Album. Weil ich ein sentimentales Bürschchen bin, werde ich "Epistrophobia" beizeiten wohl käuflich erwerben, auch damit t seiner Drittyacht näher kommt, und ich bloßes streaming eh doof finde. Selbst wenn es - wie in diesem Fall - umsonst und legal ist. PS.: Anderswo scheint t ebenso eine Sache für Spezialisten zu sein. Auf einer "progrelevanten" Seite (du weißt welche) hat auch ein- und derselbe Redakteur die letzten fünf t-Alben besprochen. Sehr, ähem, euphorisch. Da dürfte sich dein Fanboy-Herz doch im selben Schlagrhythmus wiederfinden lassen, proggus? Insofern bietet Thoralf doch ein passendes Pendant, ohne das Album bewertungstechnisch runter zu ziehen. Diskurs, kontroverser Austausch. Ist doch gut so. |