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Mars Mushrooms: "MILK" (Review)
Artist: | Mars Mushrooms |
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Album: | "MILK" |
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Medium: | CD/Download/Limitiert/LP farbig | |
Stil: | Jam-, Psychedelic-, Southern-Rock |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 36:57 | |
Erschienen: | 09.07.2021 | |
Website: | [Link] |
„Fakt: Durch ständige Improvisation langweilt sich die Band auch nach 23 Jahren gemeinsamen Musizierens nicht. Improvisiert und tanzinfiziert. Oder schmeiß einiges in den Mixer und schau dir die Töne bei einem kalten oder heißen Drink selbst ins Ohr.“ (MARS MUSHROOMS in eigenen Worten)
Okay, wir brauchen gar nicht groß drumrumreden…
Aber bei diesem bekifften Band-Namen müssen wir es doch mit psychedelischen Klang(t)räumen, die genauso gut zum Kiffen geeignet sind, zu tun haben. Egal, ob die Pilze nun auf dem Mars wachsen oder magisch sind. Nur sollte man bei deren 'Verzehr' nicht besser zu was Hochprozentigem anstatt zur 'Milch' greifen?
Ach ja, wie oft machen wir es uns doch viel zu einfach mit unseren Vorahnungen und -urteilen, nur weil wir etwas gelesen oder gesehen haben. Denn eins ist klar, ganz schnell werden wir jede Menge dieser Vermutungen begraben müssen, wenn wir "MILK“ von MARS MUSHROOMS, den fünf musikalischen Freunden aus Süddeutschland, die sich als eine 'Intergalaktische Alliteration' (Ääähhh?!?!), die sich experimentell durch 'das Reich der vielen gezupften, geblasenen und geschlagenen Töne' (Nochmal: Ääähhh!?!?) manövrieren, gehört haben. Gut 23 Jahre, neun Alben und eine Japan-Tour lang zelebrieren die fünf Musiker nun schon ihre Jam-Faszination, die sich in den Parallelwelten zwischen PHISH (Wehe, es gibt noch jemanden, der diese grandiose US-Rocker, die besonders für ihre ausgelassenen Improviations- und Jam-Sessions bekannt sind, nicht kennt!) und GRATEFUL DEAD bewegt. Und das machen sie verdammt gut.
Doch auf "MILK“ gehen sie noch einen Schritt weiter und holen sich mit ILYA & SCHALLI gleich für „Science“, ihren längsten Longtrack der 23-jährigen Band-Geschichte, noch einen Trompeter und Posaunisten vom KELLERKOMMANDO hinzu.
Genauso neu wie das Gebläse ist auch die Tatsache, dass "MILK“ das erste Konzept-Album der süddeutschen Jam-Pilz-Köpfe vom Mars ist, in dem sie den Hörern ihren persönlichen 'Geheimcode' offenbaren, auch wenn die das gar nicht mitbekommen. Denn dieses Album ist ein echtes Traumalbum, zumindest was den Titel angeht, der dem singenden Gitarristen Michael Schmidt im Traum erschien. Wie's scheint auch noch in Großbuchstaben…
Außerdem bemühen die Jungs bei ihren Aufnahmen und Konzerten eine Philosophie, die sich aus dem Satz: „Wir schauen uns einfach an!“, ergibt. Denn dahinter verbirgt sich dann die Lösung, getreu dem Motto: „Das wird schon...“.
Mit diesem Motto im Kopf und dem Traum im Hinterkopf entstand ein Tag vor den "MILK“-Aufnahmen ein klares Konzept: Das Album wird von allen, inklusive der Toningenieure, in Schlafanzughosen aufgenommen, in der Immeldorfer Kneipe, die als Studio herhalten muss, in deren Raummitte ein Glas Cola steht, das zur Erreichung der maximalen Entspannung dient.
Das Ergebnis jedenfalls kann sich echt hören lassen – oder wie es die Musiker selber ausdrücken: „Heute, Monate später, steht fest: das Glas Cola entfaltete seine magische Wirkung, die Schlafi-Hosen waren perfekt (auch wenn sich nicht alle an den Dresscode hielten) und die maximale Entspannung wurde definitiv erreicht. Wir hoffen, die drei Songs sprechen für sich.“
Und wie sie das tun!
Beispielsweise der sich dem Instrumentalstück anschließende „Robert Downey Jr.“, der sogar mit beeindruckendem, ein wenig an ERIC CLAPTON erinnernden Gesang aufwartet, in den völlig überraschend einem mitten in die Harmonie krachige VAN DER GRAAF GENERATOR-Rhythmen um die Ohren gehauen werden, um sich dann wieder in Clapton-Manier, zwar nicht stimmlich, dafür aber gitarristisch aus dem herrlichen Zehnminüter zu verabschieden.
Von echten Highlights kann man bei den auf zwei LP-Seiten verteilten drei Stücken sowieso nicht sprechen, denn jedes ist selber eins für sich.
Natürlich werden die absoluten Longtrack-Affinos bei „Science“ in Verzückung geraten, dem letzten, mit seinen gut 18 Minuten eine ganze LP-Seite einnehmenden Post-Kraut-Rock-Wunderwerk, eingeleitet von einem Didgeridoo und zum Ende hin urplötzlich auftauchenden Trompete und Posaune, welche dieser Nummer eine soulige Wende verleihen, sie regelrecht orchestrieren, um sie dann letzten Endes in Anlehnung am UMPHREY'S McGEE-Titel „Wife Soup“ zu beenden.
Aber auch die beiden anderen, die LP-A-Seite schmückenden Titel, von denen der Opener „Egg Roll“, ein Instrumental, gleich mal mithilfe eines Didgeridoos weltmusikalisches Flair verbreitet, bringen es auf eine Laufzeit von insgesamt fast 19 Minuten.
Auch muss unbedingt noch etwas zur Verwirklichung des MARS MUSHROOMS-Traums gesagt werden, nämlich dass erstmals ein Album von ihnen wagemutig auf Vinyl – noch dazu grün-splatteriges – gepresst und auf 200 Stück limitiert wurde. Gerade solche Musik, wie wir sie auf "MILK“ zu hören bekommen, ist doch regelrecht prädestiniert für das schwarze Klanggold, auch wenn es bei "MILK“ kräutrig-grün erscheint.
Ganz ähnlich wie bei dem großen Vorbild GRATEFUL DEAD gingen auch die MARS MUSHROOMS bei der Aufnahme ihres bereits neunen Albums zur Sache. Sie begaben sich gemeinsam in ein Studio und spielten "MILK“ live in allerbester Jam-Manier ein. Zack und Aus – und… einfach großartig!
Im Rahmen der Vinyl-Aufarbeitung wurden dann noch kleine Verfeinerungen in den Nürnberger SkySoundStudios an den Live-im-Studio-Aufnahmen vorgenommen, alles gemischt und gemastert und dann ohne großes Bramborium oder technische Tricksereien auf Vinyl gepresst.
Auch der Klang des Albums ist überraschend hochwertig und besonders von Vinyl ein echter Genuss. Da klingt nichts verwaschen oder mulmig oder verrauscht, sondern kristallklar in den Höhen, fett in den Bässen und klar in den Mitten, samt einer eindrucksvollen Stereo-Kanaltrennung.
FAZIT: Mein lieber Mann, diese fünf süddeutschen Jungs von MARS MUSHROOMS plus KELLERKOMMANDO-Verstärkung sind als Jam-Band mit 23 Jahren gemeinsamer Musikerfahrung verdammt gut. Viel zu gut, um in einer Nische vor sich hinzudümpeln. Ja, leider schreibt ja das dümmlich gehypte Musik-Business völlig andere Gesetze. Aber "MILK“ sollte wirklich für alle, denen Jam-Kraut-Post-Southern-Rock und/oder GRATEFUL DEAD sowie PHISH etwas bedeuten, als echter Geheimtipp gelten, der unbedingt gelüftet werden sollte.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (18:52):
- Egg Roll (8:46)
- Robert Downey Jr. (10:06)
- Seite B (18:05):
- Science (18:05)
- Bass - Christoph Hoffmann
- Gesang - Michael Schmidt, Christoph Hoffmann
- Gitarre - Michael Schmidt
- Keys - Lars Weißbach
- Schlagzeug - Christof Stellwag
- Sonstige - Thomas Kupser (Didgeridoo), Stefan Schalanda (Trompete), Ilya Khenkin (Posaune)
- "MILK" (2021) - 12/15 Punkten