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Boss Keloid: Melted On The Inch (Review)
Artist: | Boss Keloid |
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Album: | Melted On The Inch |
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Medium: | CD | |
Stil: | Proggy Sludgy Stoney Psychy Doomy Supergroove |
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Label: | Holy Roar Records | |
Spieldauer: | 40:48 | |
Erschienen: | 27.04.2018 | |
Website: | [Link] |
Obwohl vermutlich jedes klangliche Mittel, das zu Rockmusik verarbeitet werden kann, schon einmal genutzt wurde und auch BOSS KELOID dem musikalischen Periodensystem keine bislang verborgenen Elemente entlocken, schaffen sie doch nie dagewesene Verbindungen. Und das zum dritten Mal in Folge, denn in ihrer Komfortzone zu verharren, um dasselbe Album immer wieder aufzunehmen, ist die Sache der Nordengländer nicht.
Hier zeigt sich, dass Musik noch immer als originärer Schöpfungsakt begriffen werden kann und somit das Surfen auf Retro-, Hipster- oder Kindergarten-Thrash Wellen keineswegs schicksalhaft ist.
Album Nummer drei ist nach dem vertrackten, knochentrockenen und betonharten Brachialgroove des Erstlings und den in erhabener Schönheit erstrahlenden, turmhohen Riff- und Melodiekaskaden des Nachfolgers eine weitere Variation der inzwischen zum Markenzeichen gewordenen Symbiose aus Stoner, Sludge, Prog, Doom und Psychedelic.
Dieses Mal gehen die Engländer noch etwas luftiger, farbenfroher und einladender zu Werk, was die (leider nur) sechs Stücke von „Melted On The Inch“ wiederum zugänglicher macht als den Vorgänger – auch wenn es dieses Mal eher Evolution denn Revolution zu hören gibt. Der auf dem Debüt allenfalls latente und auf „Herb Your Enthusiasm“ bereits betonte Psychedelic-Anteil wird abermals leicht ausgebaut, die unverzerrten Gitarrenparts spielen eine noch wichtigere Rolle für die Dynamik, die bis dato undurchdringliche Signature-Gitarrenwand bekommt sozusagen Tore – meisterhaft gewirkte, goldbeschlagene. Charakteristika wie dissonante Tonfolgen, betörende Harmonien, eine bewusstseinserweiternde Atmosphäre oder rhythmische Twists bleiben dennoch unvermindert zentrale Elemente, die Bandidentität leidet nicht unter den Verschiebungen. Das Ergebnis zeigt schlicht eine weitere Facette, indem es entfernt an die Granden des ursprünglichen UK-Progrock erinnert.
Trotz ihrer Länge und Komplexität gehen die Kompositionen unmittelbar ins Hirn, umschmeicheln die Seele des Hörers bestimmt wie eh, aber sanfter als je zuvor. Wall Of Sound und zieselierte Rhythmuswalzen kontrastierend ist es einmal mehr die überragende Stimme von Alex Hurst, welche die weitschweifigen Arrangements erdet und zu hartnäckigsten Ohrwürmern zusammenführt. Unter totaler Kontrolle seines Organs beherrscht er nicht nur sämtliche Schattierungen zwischen Säuseln und brünftigem Elch, sondern versteht es auch, stufenlos zwischen ihnen zu changieren, was seinem Vortrag enorm Drive und Eindringlichkeit verleiht.
Ausreißer nach unten gibt es auf „Melted On The Inch“ nicht, nach oben ebenso wenig, was schlicht darin gründet, dass die sechs Songs allesamt Zeugnisse makelloser Kompositionskunst darstellen. Zum Einstieg sei dennoch empfohlen, sich das Video zum Opener „Chronosiam“ zu Gemüte zu führen. Einmal aus praktischen Gründen – es ist die erste Auskoppelung, vor allem aber, weil alle Beteiligten sowie die Band als Ganzes ihr gesamtes Spektrum zeigen, das Album so gut repräsentieren und dem Hörer unweigerlich das Herz öffnen.
FAZIT: Der Hattrick ist geschafft. BOSS KELOID sind eine der wenigen Bands dieser Tage, die in ihrem ganz eigenen, vorlagenfreien Stilkosmos existieren, mit scheinbarer Leichtigkeit völlig losgelöst von den Normen des Songwritings arrangieren, ohne dabei in Post-Irgendwas-Manier mit Gewalt auf ihnen herumzutrampeln – und es dabei fertigbringen, auf kreativem Dauerzenit zu verweilen. Da weder halbwegs objektivierbare Mankos auszumachen sind, noch subjektiv was zu meckern ist (bis auf die wenigen Songs, aber das rechtfertigt keinen Abzug), darf man hier getrost die Maximalpunktzahl zücken.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Chronosiam
- Tarku Shavel
- Peykruve
- Jromalih
- Lokannok
- Griffonbrass
- Bass - Adam Swarbrick
- Gesang - Alex Hurst
- Gitarre - Paul Swarbrick, Alex Hurst
- Keys - Matthew Milne
- Schlagzeug - Ste Arands
- The Calming Influence Of Teeth (2013) - 14/15 Punkten
- Herb Your Enthusiasm (2016) - 15/15 Punkten
- Melted On The Inch (2018) - 15/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Markus
gepostet am: 06.01.2021 User-Wertung: 15 Punkte |
Überragendes Album |