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Steamhammer: Speech (1972) – 180g remastered Vinyl (Review)
Artist: | Steamhammer |
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Album: | Speech (1972) – 180g remastered Vinyl |
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Medium: | LP | |
Stil: | Progressive Rock, Blues, Psyche |
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Label: | Repertoire Records | |
Spieldauer: | 45:33 | |
Erschienen: | 29.01.2021 | |
Website: | [Link] |
Selten war ein Bandname und das musikalische Wirken des Quartetts dahinter so gegensätzlich wie bei STEAMHAMMER, einer der besten britischen Bands der späten 1960er-Jahre.
Wenn sich wer Dampfhammer nennt, dann muss doch automatisch auch Hardrockiges und Metallisches dahinterstecken, doch die 1968 im südenglischen Worthing gegründete Band vereinten auf ihren (viel zu) wenigen Alben Blues und Folk mit Progressive Rock und kamen damit anfangs noch mit ihrem Sänger KIERAN WHITE, welcher vor ihrem letzten Album „Speech“ die somit zum Trio geschrumpften STEAMHAMMER verlassen hatte, der Band um STEVE WINWOOD, die er 1967 nach seinem Ausstieg bei der SPENCER DAVIS GROUP gründete – TRAFFIC – verdammt nahe.
Ihr viertes und zugleich letztes Album „Speech“ aus dem Jahr 1972 stand allerdings unter keinem guten Stern, denn noch während des Abmischens starb ihr Schlagzeuger Michael Bradley, bei dem nach einem Sportunfall überraschend auch eine Leukämie diagnostiziert worden war, an den Folgen dieser Krankheit, was zur Auflösung von STEAMHAMMER führte, womit nur noch der Gitarrist und der Bassist übrig blieben, die das Album dann auch – im Inneren des Klapphüllen-LP-Covers nachzulesen – ihrem verstorbenen Schlagzeuger widmeten.
Mit „Speech“ allerdings hinterließen sie einerseits ihr härtestes, progressivste und zugleich ungewöhnlichstes Album, das aus heutiger Sicht als ein echter Meilenstein der progressiven frühsiebziger Rock-Szene gelten muss und endlich durch Repertoire Records als in den Abbey Road Studios fein remasterte Neuauflage im Original-Gatefold-Cover seine längst überfällige Vinyl-Würdigung erhält.
Damals feierte die Kritik das Album, besonders seiner ausgiebigen knallharten Instrumental-Passagen, aber auch der Mitwirkung der beiden Sänger Garth Watt-Roy (FUZZY DUCK) und Keith Relf (YARDBIRDS, RENAISSANCE) wegen, als ein wahrhaftes Meisterwerk ab, gegen das angeblich alle CREAM-Alben verblassen würden.
Wer weiß, welche Dimension „Speech“ aus heutiger Sicht haben würde, wenn sich STEAMHAMMER nicht, ausgelöst durch den Tod ihres Schlagzeugers, unmittelbar nach dessen Erscheinen aufgelöst hätten?
„Speech“ beginnt ähnlich finster wie ein BLACK SABBATH-Album, wobei der Bassist Louis Cennamo mit einem Geigen- oder Cello-Bogen immer wieder seine Instrument bearbeitet, ähnlich wie es auch DEEP PURPLE auf „Fools“ beeindruckend praktizierten und später SIGUR RÓS perfektionierten. Anno 1972 aber noch ein echtes Novum.
Der erste Titel erstreckt sich als mehrteiliger, recht eigenwilliger Longtrack über die komplette A-Seite, spielt mit jeder Menge psychedelischen Ausuferungen, irgendwo zwischen URIAH HEEP, CREAM und BLIND FAITH, lässt komplexe Härtegrade raus, allerdings nicht ohne dabei auf ruhige und düstere Momente zu verzichten, wobei die besonderen Reize tatsächlich die besagten Teile bilden, in denen der Bogen über den Bass streicht. Allerdings bekommt auch der hervorragende Gitarrist Martin Pugh jede Menge Möglichkeiten, sich intensiv auszutoben, wobei er sich auf der B-Seite ein regelrechtes Gitarren-Drum-Battle mit Schlagzeuger Bradley liefert, der dann – im Stile von In-A-Gadda-Da-Vida – am Ende des Albums zugleich das letzte Schlagzeug-Solo seines viel zu kurzen Lebens abliefert. Eine gelungene Hinterlassenschaft, die unter dem Aspekt des kurze Zeit später eintretenden Todes von Michael Bradley dessen ewig währendes Erbe bleiben wird. Was kann man sich unter solch tragischen Umständen Schöneres wünschen?
Auch (oder gerade) dieses Solo macht „Speech“ dadurch zu etwas ganz Besonderem, weil es noch dazu nach dem Abbey-Road-Remaster perfekt aus den Boxen hämmert und sogar die ausgiebigen, hohen Becken-Passagen klangvoll und kristallklar sowie in herrlicher Stereo-Qualität umgesetzt wurden. Selbst der knackige Übergang vom Drummer zum Gitarristen kommt überraschend und überzeugend, sodass man traurig darüber ist, dass nach solcher Dynamik das Album schon zu Ende ist.
FAZIT: Trotz seltsamen, eigentlich auf metallische Gefilde verweisenden Bandnamen spielten STEAMHAMMER auf ihrem letzten, 1972 erschienenen Album „Spech“ großartigen progressiven Rock mit Folk-, Blues- und Psyche-Schlagseite. Das begeisterte zurecht viele Kritiker der damaligen Zeit, die STEAMHAMMER sogar über CREAM erhoben. Endlich darf nun dank Repertoire Records von „Speech“ (Natürlich im originalen von PAUL WHITEHEAD gestalteten Gatefold-Cover-Artwork!) die in den Abbey Road Studios ausgezeichnet remasterte Version auf unserem Plattenteller rotieren.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (22:38):
- = Penumbra =
- *Entrance
- **Battlements
- ***Passage To Remorse
- ****Sightless Substance
- *****Mortal Thought
- Seite B (22:54):
- Telegram (Nature's Mischief) (11:58)
- For Against (10:56)
- Bass - Louis Cennamo
- Gesang - Garth Watt-Roy, Martin Pugh, Louis Cennamo, Keith Relf
- Gitarre - Martin Pugh
- Schlagzeug - Michael Bradley
- Speech (1972) – 180g remastered Vinyl (2021)
- Live (2023)
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