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Human Song: Blue Spaces (Review)
Artist: | Human Song |
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Album: | Blue Spaces |
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Medium: | CD | |
Stil: | Alternative, Post Rock, Indie, Electronics |
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Label: | Eigenproduktion/312 Music | |
Spieldauer: | 52:52 | |
Erschienen: | 02.02.2018 | |
Website: | [Link] |
Bei der Wahl zum hässlichsten Cover des Jahres würde „Blue Spaces“ von HUMAN SONG die besten Chancen haben.
Doch wer sich von diesem Cover abschrecken lässt, dem wird die großartige Musik der französischen Band, die sich locker experimentierend zwischen Indie- und Post-Rock, angereichert mit viel Electronics und charismatischen weiblichen Gesang bravourös bewegt, entgehen. Und dass ein Kritiker bei solchem Cover und den Verweisen auf TORI AMOS, BJÖRK und PJ HARVEY im Promo-Schreiben noch vor dem ersten Hördurchgang sehr skeptisch wird, ist vorhersehbar. Doch dass die Musik von HUMAN SONG einem nicht nur das „Blaue All“, sondern gleich ein ganzes Universum anspruchsvollen Untergrund-Rocks von einem fast bedrohlichen Ausmaß öffnet, übertrifft dann doch jede Erwartung.
Die düstere Atmosphäre des Covers, das so obskur erscheint, erwartet uns auch auf „Blue Spaces“ – sie nimmt einen allerdings sofort gefangen, ohne abstoßend, eintönig oder nervend zu wirken.
Wer sich auf HUMAN SONG einlässt, der wird mit dem Tod durch die ewige Spirale tanzen, denn immer wieder zeigen uns DEAD CAN DANCE und THIS MORTAL COIL auf „Blue Spaces“ ihre blitzenden, messerscharfen Zähne.
Hypnotisch wird es dann bei „The Amazon“, was natürlich überhaupt nichts mit dem seine Angestellten nicht gerade vorbildlich behandelnden, weltweit größten Versandhandel zu tun hat, sondern eher die Amazone NICO wieder zu musikalischem Leben erweckt, während der gute JIMMY traurig nach „The End“ durch die längst verschlossene (Himmels-)Tür luchst.
Der Album-Opener „No Fairy“ erhebt sich als postrockendes Instrumental mit sphärischen Elfen-Gesängen und leitet übergangslos zu „West“, einer anfänglich finsteren Klavier-Ballade im TORI AMOS-Stil, die sich in bombastische Höhen steigert, um sich dann wieder in fragil-akustischer Schönheit zu verlieren.
Weiter geht es auf „Four Doors“ mit der elektronischen Verspieltheit und dunklen Beats und erneuten Sphären-Gesang – so wie man es bei THE HUNDREDS, ANNE CLARKE oder ALT-J bewundern darf. HUMAN SONG lassen wirklich nichts von dem aus, was heutzutage die hohe Kunst hervorragenden Dark-Indie-Electronic-Rocks ausmacht.
Doch das schaurig-schönste, abstoßend-anziehendste Stück, das in seiner zwölfminutigen Laufzeit eine schier beängstigende Atmosphäre, einem Vulkanausbruch gleich, entwickelt – der bereits auf „Blue Spheres“ mit den Worten: „I can see the beast behind you / Be quiet!“ angekündigt wurde – steht uns noch mit dem aussagekräftigen Titel „This Is Not A Song For War“ bevor: „You push people‘n they die / You‘re not a good thing […] Silence is better than you.“ Doch es tritt nicht plötzliche Stille auf dem Song ein, sondern das Inferno bricht aus.
Am Ende des Albums versteckt sich nach einer kurzen Pause noch ein Klavier-Stück, welches dieses bewegende Album fast andächtig zu einem klassischen Ende führt – Unerwartet, wie so vieles auf „Blue Spaces“!
Ansonsten unterliegt jeder einzelne Song einem dynamischen Aufbau, der ruhig beginnend sich immer wieder zu einem dynamischen Ende steigert – und orientiert sich damit geschickt an der Postrock-Tradition. Ein musikalisches Steinchen auf das nächste bis sich ein riesiger Berg vor uns erhebt. HUMAN SONG sind diesbezüglich großartige Baumeister – nur über die Gestaltung ihrer Alben sollten sie noch einmal nachdenken, denn die ist eher Asche als Diamant!
FAZIT: Mit „Blue Spaces“ sorgen die Franzosen von HUMAN SONG für eine faustdicke Überraschung, die finster-atmosphärischen Indie-Rock ähnlich wie bei DEAD CAN DANCE zur großen Vollendung bringt. Das Cover des Albums ist zwar ein visueller Fehlgriff, die Musik dagegen ist ein echte Meisterleistung.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- No Fairy
- West
- Four Doors
- The Amazon
- L Enfant Arbre
- Blue Spaces
- Faces On The Ground
- Les Étoiles
- Hunter‘s Procession
- This Is Not A Song For War
- Mirrors
- Bass - Mathew Corner
- Gesang - Jane Lake, Canel
- Keys - Jane Lake
- Schlagzeug - Théo Seemann, Matthieu Barthélemy Lienhard, Victor Gachet
- Sonstige - Mathew Corner, Jane Lake (Electronics)
- Blue Spaces (2018) - 13/15 Punkten
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